„Bist du gewandert durch die Welt…
auf jedem Weg und Pfade, schlugst auf in Nord und Süd dein Zelt an Alp und Meergestade.“
Mit diesem Ausschnitt aus der Hymne meines Heimatkreises möchte ich gern einsteigen in meinen Erfahrungsbericht aus 2 Jahren approtime. Denn das ist es, was ich getan habe. Nach meinem Studium wurde ich direkt von meiner PJ-Apotheke in meiner Heimat übernommen. Und grundsätzlich war die echt top! Dort zu bleiben wäre wahrscheinlich sehr schön bequem gewesen. Aber wie man so schön sagt:“Comfort is the death of progress.“ Und dem Abenteurer in mir war das eh nicht genug, sodass ich mich entschloss bei approtime anzufangen. Der kleine Aufenthalt im schönen Tübingen zum Bewerbungsgespräch sollte mir schonmal zeigen, was die nächsten zwei Jahre auf mich wartete. Vor allem lernte ich dort direkt Frau Honer kennen, die mehr oder weniger das Herz von approtime ist. Sie hat mich und wird auch euch immer unterstützen und mit Rat und Tat zur Seite stehen. Außerdem könnt ihr euch bei allen pharmazeutischen Fragen jederzeit an Herrn Gerlach wenden – also keine Angst!
Und dann…kam Corona. Als ich bei approtime anfing ging es in Deutschland gerade los mit der Krise. Das war natürlich direkt eine ziemliche Herausforderung, denn gerade die Apotheken mussten sich ja schnell organisieren. Aber häufig waren schon die Basismaßnahmen getroffen und wenn man sich ein bisschen informierte konnte man mit den Teams oder teils auch dem Chef selbst immer praktikable Lösungen finden. Außerdem waren die Straßen frei und der Sprit enorm günstig, was mir als damals eher unsicheren Autofahrer ziemlich zu Gute kam.
Das war natürlich eine besondere Situation und ich möchte hier ja eher auf den approtime-Alltag eingehen, der euch erwartet – wenn es sowas denn gibt. Denn wie ihr seht, kann immer etwas Unerwartetes auf euch zu kommen. Daher ist es schon wichtig, dass man keiner der Menschen ist, die leicht in Panik geraten. Aber wenn ihr keine Angst vor ein bisschen Verantwortung habt (wobei man als Apotheker immer welche trägt) und auch mal Entscheidungen treffen könnt, dann müsst ihr euch keine Sorgen machen. Man lernt sehr schnell die Dinge und die Menschen so zu nehmen, wie sie sind.
Mit ein bisschen Offenheit und einer Prise Humor bringt man selbst anfangs zurückhaltende Teams schnell zum Auftauen. Hier muss man allerdings dazu sagen, dass man beim Großteil der Apotheken überaus herzlich aufgenommen wird. Für die Angestellten ist es schließlich auch schön, mal „Chef-frei“ zu haben.
Bei den Apotheken selbst gibt es wirklich alles – damit meine ich nicht nur die unterschiedlichen Gegenden, von wuseliger Einkaufscenterapotheke mit viel Laufkundschaft, über die Großstadtapotheke, die jeden Kunden verwöhnen muss, weil 50 Meter weiter die Konkurrenz sitzt bis hin zur idyllischen Landapotheke, wo jeder per du ist. Nein – viel mehr meine ich auch, dass es Apotheken gibt, die so super organisiert sind, dass man eigentlich gar nicht da sein müsste und von denen man von der Struktur her für später ganz viel mit nimmt. Genauso gibt es auch Apotheken, bei denen man sich wundert, dass der Pharmazierat diese nicht schon längst geschlossen hat. Aber das macht auch irgendwie den Reiz und den Charme aus – man weiß nie was man bekommt. Ihr wisst schon – Forrest Gump und so.
Die Arbeitsabläufe sind ja aber in den meisten Apotheken recht ähnlich. Klar gibt es immer regionale „Spezialitäten“ und wenn ein 85-Jähriger hinter der Plexiglasscheibe mit Mundschutz im breitesten Schwäbisch nach Dobendan fragt, ist man echt froh über die Mithilfe der Kollegen, weil man nicht ein viertes Mal nachfragen möchte, was genau er meint.
Aber meiner Erfahrung nach arbeitet man sich in die meisten Apotheken und vor allem EDV-Systeme innerhalb des ersten Tages schon ein, da man eh hauptsächlich den Handverkauf und nicht die Warenwirtschaft im Backoffice übernimmt. Und dieses Wissen ist im späteren Berufsleben immer nützlich! Trotz allem kann man sich schon ab und zu mal einsam fühlen. Also wäre es ganz gut, wenn man generell ohne zu großes Heimweh allein sein kann und sozial betrachtet nicht ein komplettes Herdentier ist. Dann kann man bei approtime außer tollen Menschen nämlich auch wunderbar ganz Deutschland kennenlernen. Nach einer langen 6-Tage-Arbeitswoche mit Notdienst muss man sich natürlich manchmal auch aufraffen um die Gegenden zu erkunden. Es ist es aber immer wert! Ich habe so viele schöne Ecken entdecken können – viele davon würde man nie kennenlernen, wenn man eben nicht dort einen Einsatz hätte. Mit ein wenig Entdeckergeist kann man eigentlich in jeder Region irgendetwas Schönes unternehmen. Gerade, weil durch das ständige Reisen andere Hobbys häufig auf der Strecke bleiben. Das war für mich einer der wenigen negativen Punkte des Jobs.
Und das Schöne ist, dass man zwischen den Aufträgen wirklich mal ab und zu eine ganze Woche Daheim sein kann! Diese Zeit lernt man dann zu schätzen und zu nutzen, ohne dass man vom zu Hause sein „genervt“ ist.
Um nach dem ganzen Geschwafel ein kurzes Fazit zu ziehen und die Sache auf den Punkt zu bringen:
Mich persönlich haben diese zwei Jahre unglaublich bereichert – nicht nur im Hinblick auf Berufserfahrung. Die unterschiedlichen Problemstellungen lassen die eigene Persönlichkeit enorm reifen. Man wird in jeder Lebenslage entspannter, selbstsicherer und lernt es, den Überblick zu behalten. Man wird viel strukturierter und kann auch das eigene Privatleben gut managen. Und wenn man mal jemanden besuchen möchte, sagt man nicht mehr „Das sind aber 2,5 Stunden Fahrt.“, sondern die eigene Perspektive verschiebt sich zu: „Ach Mensch, das sind nur 2,5 Stunden, das würde ich sogar spontan schnell mal fahren.“
Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung und hoffe, dass du lieber Leser/ liebe Leserin hierdurch auch einen kleinen Einblick bekommen konntest. Habt den Mut und stellt euch der Herausforderung! Ihr werdet es nicht bereuen! Oder wenn du das gerade vor deinem ersten Einsatz liest – keine Angst; es wird alles gut gehen! Du hast immer ein Team hinter dir, dass dir den Rücken stärkt