Feedback Approtime von März 2012 bis Januar 2013
Wie bin ich zu Approtime gekommen?
Mein Praktisches Jahr näherte sich dem Ende und zurück blieb nur ein großes Fragezeichen. Was kommt danach? Direkt fest in einer Apotheke arbeiten? In die Industrie gehen? Mich im Krankenhaus bewerben? Es gibt so viele Möglichkeiten und ich konnte mich einfach nicht entscheiden, wo mein Weg hingehen sollte – bis mir eines Tages die Broschüre wieder in die Hände fiel, die Herr Gerlach beim Praxisunterricht an der Uni Frankfurt ausgeteilt hat: „Einstieg für Apotheker/-innen. Mehr Erleben. Mehr Erfahrung. Mehr Möglichkeiten. – APPROTIME“
Das wäre doch was! Zumindest zur Überbrückung bis ich weiß was ich wirklich will! Ich fand die Vorstellung spannend in unterschiedlichen Apotheken für 1 bis 4 Wochen zu arbeiten, dort viele neue Menschen kennen zu lernen, in Deutschland unterwegs zu sein, viel Neues zu sehen und zu erleben.
Gesagt – getan! Ich habe das Kontaktformular auf der Homepage ausgefüllt und hatte schon am nächsten Tag ein sehr nettes Gespräch mit Frau Gerlach-Braun. Ein paar Tage später fuhr ich nach Saarbrücken zu Herrn Gerlach zum Bewerbungsgespräch. Er erklärte mir alles sehr offen und ausführlich und am Ende des Tages bin ich mit dem Arbeitsvertrag in der Tasche wieder nachhause gefahren.
Bevor es nun richtig losging, habe ich eine Woche in einer von Herrn Gerlachs Apotheken in Saarbrücken gearbeitet. Er hat mir noch sehr viele gute Tipps mit auf den Weg gegeben, z.B. was auf jeden Fall vor dem jeweiligen Einsatz mit dem Chef abgesprochen werden muss, was vor Ort geklärt werden muss, wie man sich am besten den neuen Mitarbeitern gegenüber verhält etc. Diese Gespräche waren für mich sehr hilfreich, sie haben mir die langsam aufkeimende Angst vor meinem ersten Einsatz zumindest zum großen Teil genommen. Trotzdem bleibt vor jedem Einsatz die Aufregung, am Anfang mehr, aber es wird mit der Zeit weniger und am Ende freut man sich einfach nur, mal wieder die Sachen zu packen und drauf los zu fahren.
Was habe ich vor dem Einsatz mit dem jeweiligen Chef abgeklärt?
Bei dem Telefonat eine Woche vor Einsatzbeginn habe ich immer als erstes geklärt wann ich erwartet werde und wo ich den Schlüssel bekommen kann. Danach habe ich noch den Kurzinformationsbogen mit dem jeweiligen Apothekenleiter besprochen. Auf darüber hinaus gehende Fragen zum Apothekenbetrieb habe ich oft die Antwort erhalten: „Meine PTAs kennen sich aus und machen alles!“ oder „Das besprechen wir, wenn Sie da sind!“
Wie war die Ankunft am Einsatzort?
Bis auf eine Ausnahme – die Apotheke lag in der Fußgängerzone – hat mein Navi mich immer zur Apotheke oder zur entsprechenden Unterkunft geführt. Dort durfte ich entweder den Schlüssel suchen („Ich habe Ihnen den Schlüssel in eine Tüte gepackt und in der linken Garage von der Apotheke aus gesehen hinter die blauen Kisten gelegt!“-da fährt man dann über 300 km ins Ungewisse und hofft die blauen Kisten zu finden;-)) oder jemand von der Unterkunft/Apotheke hat mir den Schlüssel abends übergeben. Es ist immer wichtig sich die entsprechenden Telefonnummern geben zu lassen, falls man mal im Stau steht!
Wie habe ich gewohnt?
Die Unterkünfte waren sehr unterschiedlich, aber immer in Ordnung. Vom Hotel mit großem Zimmer und tollem Frühstücksbuffet, gut ausgestatteten, geräumigen Ferienwohnungen, Nachtdienstwohnungen im 1. Stock über der Apotheke bis hin zum kleinsten Nachtdienstzimmer mit ausklappbarem Schrankbett war alles dabei. Ich hatte für alle Fälle immer meinen Schlafsack dabei – man weiß ja nie, wie man das Bett bzw. den Bettbezug vorfindet-. Die Küchen in den Nachtdienstwohnungen sind meistens sehr minimalistisch ausgestattet. Spätestens ab dem 2. Einsatz hatte ich immer meinen Wasserkocher und ein gutes Messer im Gepäck. Zudem noch ein paar Gewürze, Salz, Öl, Teebeutel, Instant Kaffee, etc. Im Hotel war es super, es gab ein leckeres Frühstück. Aber wie ist es mit dem Abendessen? In der Zeit im Hotel stiegen die Absätze von Fertigsalaten beim Rewe, beim Döner und beim McDonald nebenan. Später habe ich zwar herausgefunden, dass es in der Apotheke Kochplatten gegeben hätte, aber ganz ehrlich: Wer hat schon Lust nach 9 Stunden Arbeit alleine in der Apotheke zu bleiben und sich ein Süppchen zu kochen?!
Wie waren die Apotheken?
An meinem jeweiligen ersten Arbeitstag hat mir eine PTA oder PKA die Apotheke gezeigt und mir erklärt wo ich was finde, wie das Computersystem funktioniert, wer für was verantwortlich ist, wann der Großhandel abruft und beliefert.
Oft stand ich schon nach einer halben Stunde im HV. Man darf nie die Scheu haben nachzufragen oder generell zu fragen, wenn man was nicht weiß! Das nimmt einem keiner übel, man kennt die Apotheke ja schließlich nicht. Außerdem kommt man über Fragen gut mit allen ins Gespräch, nicht nur mit der Mitarbeiterin, die einem die Apotheke gezeigt hat. Am ersten Tag mit einem neuen Computersystem stand ich vorm Bildschirm als hätte ich noch nie in meinem Leben so etwas bedient. Aber das gibt sich viel schneller als man sich es vorstellen kann, denn zum Glück sind die Computersysteme alle sehr ähnlich aufgebaut. Außerdem wiederholen sich die Systeme dann auch, ich habe meistens mit Pharmatechnik, ADG, Lauer Fischer und awinta gearbeitet.
Das Alphabet – wenn man in der Apotheke arbeitet, gibt es deutlich mehr als eines! Von oben nach unten, von rechts nach links, von vorne nach hinten oder mal ganz anders – nach Arzneiformen sortiert. In ruhigeren Zeiten und beim Wegräumen der Sendung habe ich versucht mir die Lagerorte und vor allem die Sichtwahl einzuprägen.
Meine Hauptaufgabe war in jeder Apotheke gleich: Handverkauf, Handverkauf, Handverkauf! Nebenbei habe ich die Rezepte kontrolliert und die Sendungen weggeräumt, seltener war ich auch für die BTM-Kartei verantwortlich oder habe die Sichtwahl aufgefüllt. In einer Apotheke durfte ich die Famulantin mitbetreuen, das war auf jeden Fall auch eine tolle Erfahrung.
Mit der Rezeptur hatte ich in der Regel nichts zu tun. Es würde auch viel zu lange dauern dort eingearbeitet zu werden, denn die PTAs sind einfach gefühlt zehnmal schneller. Das einzige was bleibt sind die Plausibilitätsprüfungen, Herstellungsanweisungen und Herstellungsprotokoll durchzuführen bzw. zu kontrollieren und freizugeben.
Gerade in Dorfapotheken gab es öfter nichts für mich zu tun, ich habe dann nachgefragt, ob ich noch jemanden unterstützen kann. Wenn auch das nicht der Fall war, konnte ich auch mal in die PZ bzw. DAZ schauen.
Wie waren die Mitarbeiter?
Auch hier waren meine Erfahrungen durchweg positiv. Ich habe sehr viele nette und vor allem hilfsbereite Menschen kennengelernt.
Ich habe auf Empfehlung von Herrn Gerlach immer eine Kleinigkeit mitgebracht, z.B. Kekse oder ich bin in der Mittagspause zum Bäcker gegangen und habe Teilchen für alle gekauft. Die Atmosphäre war von Anfang an gut und sobald ich gemerkt habe, dass sich die Mitarbeiter untereinander duzen, habe ich ihnen auch das Du angeboten.
Bei meinen Einsätzen in den verschiedenen Regionen Deutschlands war es für mich spannend, was für Menschen dort wohnen und wie sie leben und genauso war es für die Mitarbeiter interessant, wo ich herkomme und warum ich als Vertretungsapothekerin unterwegs bin. Die Mitarbeiter waren immer sehr offen und haben mir viele Tipps gegeben, z.B. wo ich den nächsten Supermarkt finde, was ich sonst so in dem Ort machen kann und wo ich am Wochenende einen Ausflug hinmachen könnte.
Von einer lieben Kollegin, mit der ich auch jetzt noch in Kontakt bin, wurde ich während der EM 2012 zum Fußballschauen eingeladen. Wir waren auch zusammen joggen und sie hat mir ihre Heimat gezeigt. Das war eine sehr schöne Zeit, aber leider ergeben sich solche Möglichkeiten nicht allzu häufig. Eine unangenehme Situation musste ich letztendlich doch erleben. In dieser Apotheke habe ich spontan eine Krankheitsvertretung übernommen und nur mit der Frau des Chefs zusammengearbeitet. Sie war PTA, aber hat sich aufgeführt, als wäre sie der 2. Chef. In ihrer Apothekenwelt gab es weder Rabattverträge noch eine SonderPZN („Es wird abgegeben, was da ist! Hier wird nichts bestellt, wenn es von einer anderen Firma da ist!!!“ – und „Nein! Die SonderPZN haben wir noch nie aufgedruckt!“). Es war ihr auch nicht bekannt, dass ich während der Öffnungszeiten nicht „mal zur Bank Wechselgeld holen“ oder „mal zur Post Briefmarken kaufen“ gehen kann. Es gab im Laufe der Zeit einige solcher Diskussionen, die mich zur Verzweiflung brachten und die PTA verärgerten. Ich war nach keinem anderen Einsatz so froh, endlich in mein Auto steigen zu dürfen und gen Heimat zu fahren. Zum Glück blieb dieser Einsatz die absolute Ausnahme!
Was habe ich abends gemacht?
Meistens war ich einfach nur müde. Dann habe ich mir noch schnell was zum Essen gemacht oder geholt und mich dann meistens vor dem Fernseher oder Laptop von meinem Arbeitstag erholt. Um auch am Einsatzort online zu sein, hatte ich mir vorher einen Internetstick gekauft. Das ist zwar leider etwas langsam aber doch praktisch. Ich habe auch immer viel telefoniert und gechattet, damit man auch noch mitbekommt, was so in der Heimat passiert. Wenn doch noch überschüssige Energie da war, bin ich im Sommer ab und zu abends joggen gegangen oder in den dunklen Monaten öfter ins Schwimmbad. Und ein gutes Buch war natürlich auch immer dabei!
So gingen die Abende doch meistens relativ schnell vorbei, obwohl ich es schon vermisst habe mit Freunden ein gemütliches Feierabendbier trinken zu gehen – aber dann habe ich mich immer umso mehr auf die Wochenenden und die freien Wochen gefreut, an denen ich bis auf ein paar wenige Ausnahmen immer zuhause war.
Wo war ich unterwegs?
Meine Einsatzorte waren sehr auf den Südwesten Deutschlands begrenzt, was an meinem Wohnort Mainz lag.
Von meinem nördlichsten Einsatzort im Sauerland ging es über Koblenz nach Wiesbaden – hier war ich sogar „Heimschläfer“- weiter ins Heilbronner Land, Nordschwarzwald, Südschwarzwald, Bodensee bis zum südlichsten Punkt nach Oberstdorf im Allgäu. Die Highlights auf meiner Reise waren für mich: der Ausflug nach Überlingen am Bodensee mit Bootsfahrt zur Insel Mainau, das Wochenende in Konstanz bei meinem Cousin, die Besichtigung des Maulbronner Klosters (UNESCO Weltkulturerbe), die Wanderung durch die Wutachschlucht, der Rheinfall in Schaffhausen und der Tag in Zürich, Schloss Neuschwanstein und Füssen.
Verständigungsprobleme durch Dialekte hatte ich allgemein wenig. Im Schwabenländle waren allerdings einige Kunden durch mein „Guten Tag“ bzw. „Hallo“ und „Auf Wiedersehen“ bzw. „Tschüss“ irritiert und meine Mitarbeiterinnen fingen an zu grinsen. Ich habe dann gelernt, dass das hier keiner sagt und habe sofort „Grüß Gott“ und „Ade“ bzw. „Adele“ verinnerlicht.
Warum habe ich aufgehört?
Es ist wohl der banalste Grund, das Apothekennomadenleben aufzugeben: Ich wollte einfach wieder zuhause sein und ein geregeltes Leben führen. Ich stand am Anfang einer Beziehung, wollte wieder regelmäßiger Freunde und Familie treffen und einen festen Job in einer Apotheke beginnen.
Und warum ist dieses Feedback eigentlich ein Comeback?
Vor einem Jahr habe ich eine Vollzeitstelle in einer mittelgroßen Apotheke in Stadtrandlage begonnen.
Die erste Zeit war spannend, es war ähnlich einem Approtime-Einsatz. Ich habe mich dort wohl gefühlt und mich auch direkt mit allen Mitarbeitern sehr gut verstanden. Nach ca. 3 bis 5 Wochen hatte ich jedoch zum ersten Mal das Gefühl, dass mir die Decke auf den Kopf fällt. Es wäre ja auch nach Approtime-Einsatzplan längst an der Zeit für eine neue Vertretung gewesen – oder für eine freie Woche. Stattdessen schlich sich Routine ein. Jeden Tag dieselben Abläufe, derselbe Ort, dieselben Menschen. Dann wurde mir deutlich bewusst, dass ich hier niemals wieder die Abwechslung und Flexibilität bekomme, die ich bei Approtime hatte.
Leider habe ich es in meiner Zeit bei Approtime aus verschiedenen Gründen verpasst, die Flexibilität auszunutzen, um längere Reisen zu unternehmen, wie das viele meiner Kollegen/innen gemacht haben. Und jetzt würde ich gerne reisen aber wie soll ich mit 5 Wochen Urlaub im ganzen Jahr auskommen? Nach monatelangem Überlegen habe ich letztendlich beschlossen mein Auto wieder zu packen und Deutschlands Apotheken unsicher zu machen. Ich bin schon sehr gespannt, wo es mich dieses Mal hin verschlägt und welche Menschen ich kennenlerne. Zudem ist die fast 6wöchige Reise durch Südostasien schon gebucht – das wäre ohne Approtime niemals möglich gewesen.
Was ich noch sagen wollte
Herzlichen Dank an Frau Gerlach-Braun, Herrn Gerlach und Frau Honer für die tolle Zusammenarbeit und Unterstützung zu jeder Zeit! Ich freue mich sehr, dass ich meine „Siebenmeilen – Stiefel“ wieder anziehen darf und die Reise mit Ihnen weitergeht!
Was ich noch sagen wollte
Herzlichen Dank an Frau Gerlach-Braun, Herrn Gerlach und Frau Honer für die tolle Zusammenarbeit und Unterstützung zu jeder Zeit! Ich freue mich sehr, dass ich meine „Siebenmeilen – Stiefel“ wieder anziehen darf und die Reise mit Ihnen weitergeht!